So wie bedingungslose Liebe und die Akzeptanz der eignen Sterblichkeit das Shakti & Shiwa Paar der zwei GROSSEN FREIHEITEN bilden, gibt es auch für die bedingungslose Hingabe ein komplementäres Element: „Grenzen setzen“.
Was bedeutet Grenzen setzen im Tantra? Oft glauben wir, das Grenzen setzen, die Abweisung einer Intention, oder zu mindestens die Modifikation der Intention unseres Gegenübers zum Ziel haben sollte. „Fass mich nicht an!“ Aber das greift viel zu kurz. Wir wollen ja in Begegnung gehen und Energien fließen lassen und nicht blockieren! Wie setzen wir das also in die Praxis um?
Die erste Stufe „des Grenzen-setzens“ ist „Know your Body“ – ganz gesundheitsbasiert: was tut Dir gut, wo bestehen ggf. Sportverletzungen, neurologische, chronische oder akute Beschwerden & Besonderheiten, auf die Du und dein(e) Gegenüber Rücksicht nehmen sollten. Kommuniziere das situativ in einer aktuellen Übung, am besten direkte davor falls Du vermutest, es könnte relevant werden. Niemand sollte sich unnötig exponiert fühlen: wir machen daher ganz bewusst keinen „Befindlichkeits-Offenbarungs-Kreis“ oder „check-in“ bei unseren Workshops.
Darüber hinaus: finde heraus, was Dir guttut. Unsere Selbstlieberituale aber auch Massagen helfen Dir dabei. Das Bild hier ist: Ich fülle meinen gesamten Körper bewusst mit Atem, mit Sonnenenergie aus und genieße diesen Moment.
Die zweite Stufe ist PASSIV: wo und wie möchtest Du dich energetisch öffnen – oder übersetzt ganz praxisnah: wo möchte ich von wem in welcher Intensität HEUTE im HIER und JETZT berührt werden. Vielleicht auch: wieviel möchte ich im Gespräch von mir preisgeben, wo hörst Du zu, wo interagierst Du. Das Bild hier ist: Welche Tore und Fenster meines Hauses möchte ich für den Wind, die Sonne, den Gast öffnen?
Wo wir jedoch darüber hin hinwollen im Tantra ist KREATIVITÄT. Also wie setze ich Begrenzungen, um die Energie zu kanalisieren! Nicht in dem wir eine Mauer zwischen Dir und dem anderen bauen, sondern indem du Dir vorstellst, Du bist ein Springbrunnenrohr, in den der andere seine Energie als Wasser speist. Wohin und wie hoch soll das Wasser sprudeln?
Keine Grenze, um den anderen auszusperren, um Dich zu schützen oder schamhaft zu verbergen, sondern um das Spiel eurer Körper, eurer Energien, die entstandene Intimität aktiv zu nutzen, um zu gestalten. Darüber hinaus vielleicht auch eine Grenze, um einen Schutzraum um euch BEIDE zu bauen? Oder ein Gefäß für beide Energien?
Zwar ist die Hingabe, das Spenden von Energie die „aktive“ Seite, aber Gestalten und Lenken ist alles andere als passives Empfangen. Wie können wir gestalten, lenken? Durch Bewusstes Empfangen mit Atem, Stimme (Tönen), Bewegung – sowie durch Auswahl der Aktivität. Und auch und vor allem durch Rückgabe der Energie und den energetischen Kreis schließend. Letzteres kann durch wechselseitige Berührung, Synchronität des Atems bewerkstelligt werden, aber vor immer auch durch eine Intention des Respekts und der Wertschätzung des Anderen.
Wir sollten die Kraft der Intention dabei weder über- noch unterschätzen. Wenn wir uns nicht sicher sind – ob eine Rück-Berührung tatsächlich willkommen ist, fragen wir nach. Und bedanken uns für die Antwort, wie auch immer sie ausfällt, denn auch damit hat der andere etwas sehr Intimes offenbart.
Namasté!