Queer Tantra Berlin                            Freiheit in Vielfalt  
-  Tantra ohne künstliche Abgrenzung: schwul, trans*, lesbisch, inter*, pan & hetero

Konfrontative Techniken  und deren Risiken 

(english text below)

Schmerz – abgesehen davon, dass er Stresshormone freisetzt – kann Dich in deinem Körper zentrieren, emotional erden – oder kann zu Freeze und Dissoziation führen. Das Erleben von Schmerzen aller Art – seien sie physisch oder emotional - kann Dich mit einem vergangenen Trauma verbinden und dieses erst bewusst machen. Dadurch kann unter Umständen ein Heilungsprozess starten. Häufiger werden jedoch einfach nur starke emotionale Reaktionen ausgelöst. Die daraus resultierende Energiefreisetzung kann sowohl für den „Heiler“ als auch für die Person, der die Schmerzen zugefügt werden, erhebend sein.


Das Praktizieren dieses Prozesses birgt durchaus Suchtgefahr.  Und es besteht die Gefahr, dass der absichtliche Einsatz von Schmerz und konfrontativer Aggression zu einem Missbrauch der eigenen Person und von anderen wird. Warum ist das so? Weil dieses intensive, auf Dich selbst bezogenen Erleben Dich von der größeren Einheit und der alles durchdringenden Harmonie trennt. Diese Trennung ist letztendlich auf lange Sicht energetisch zehrend.


Daher sind schmerzzentrierte spirituelle Praktiken gefährlich und moralisch falsch – trotz all der guten Absichten, die man vorher vielleicht hatte, oder des tollen Sex- oder Gruppenkuschelns, das wir danach als Stressabbau erleben können. Objektifizierung, einschließlich der rituellen Objektifizierung in vielen Varianten der systemischen Therapie und ihrer Aufstellungsinstrumente, macht Menschen zu Symbolen, behandelt Menschen als Objekte.


Personen, die sich selbst als Objekt oder als Werkzeuge des Leiters eines mystischen Rituals betrachten, verlieren ihre Empathie für sich und andere – der Leiter übrigens auch. Verbale, emotionale oder körperliche Misshandlung heilt nicht.
Tantra bedeutet, sich selbst als Teil des heiligen Ganzen zu betrachten. Während Schmerz als unausweichliches Nebenprodukt des Lebens akzeptiert werden sollte, sind Mitgefühl und Vergebung die nachhaltigen Mittel, um Leiden zu lindern. Sei sanft zum anderen und zu dir selbst!


Die tantrische Praxis bei Freiheit in Vielfalt besteht darin, das Göttliche sowohl im Hässlichen als auch im Schönen zu finden und tiefe Verbindungen zuzulassen. Tantra ist, das Heilige im Mitmenschen zu erkennen und zu ehren. Tantra sollte eine Praxis des Mitgefühls ohne Werten und Urteilen sein.


Disclaimer: Dieser Essay ist kein Plädoyer gegen einvernehmliches BDSM – eine Praxis, die sich durch gegenseitigen Respekt, Achtsamkeit und Empathie auszeichnet, oder Praktiken, die spielerische Elemente der Kampfkunst verwenden.




 ENGLISH: The dangers of using pain in spiritual or neo-tantric rituals


Pain – apart from being stressful- can centre you in your body, ground emotionally - or may result in freeze and dissociation. Re-experiencing pain may connect you to past trauma and by raising this past trauma into your conscious a healing processes may start. More frequently, however, simply strong emotional reactions are triggered. The resulting energy release can be significant for both the “healer” and the person who underwent the procedure.

 
Practicing this process can be addictive for both. This risks that the deliberate use of pain and confrontational aggression becomes an abuse of yourself and others. Why is that so?  Because it separates your self from the greater unity and the harmony that permeates all. Such state is, ultimately, energetically draining in the long term.

Therefore, pain centred spiritual practices are dangerous and morally wrong – despite all the good intentions you may have had before or the great sex or group cuddle you might experience as stress relief afterwards. Patronizing habits, objectification, including the ritual objectification in many variants of systemic therapy and its constellation tools turn people into symbols, treat humans as objects.

Persons who regard themselves as an object or as the tools of the leader of a mystic ritual lose their empathy for themselves and others. Verbal, emotional or physical abuse of yourself or others is not healing.

Tantra is to regard oneself as a part of the sacred whole. While pain should be accepted as the unavoidable by-product of life, compassion and forgiveness are the sustainable means to alleviate suffering. Be gentle to the other and yourself!
Tantric practice at Freiheit in Vielfalt is to find the divine in both the ugly and the beautiful and to pursue deep connections. Tantra is to realize the sacred in your fellow human and to honour it. Tantra should be a practice of compassion without judgement.

Disclaimer: this essay is not a plae against consensual BDSM – a practice which is characterized by mutual respect, awareness and attention, or practices that use playful elements of martial arts.